Die Minolta XD-7 – die freie Wahl!
Minolta war immer eher das Mauerblümchen unter den japanischen Kameraherstellern. Nie so beachtet und erfolgreich wie die großen Konkurrenten Nikon, Canon oder Pentax. Trotzdem lehrte Minolta genau diese Konkurrenz immer wieder das Fürchten mit technischen Meilensteinen, wie der Minolta XD-7.
Die Minolta XD-7 kommt 1977 auf den Markt. Sie ist ein weiteres Ergebnis der 1971 geschlossenen Kooperation zwischen Minolta und Leitz. Und sie überrascht die Fachwelt, denn sie ist die erste SLR, die neben der voll manuellen Einstellung sowohl Zeit- als auch Blendenautomatik bietet. Bis dato musste man sich beim Kauf einer SLR immer für die eine oder andere Halbautomatik entscheiden – die XD-7 läßt einem die Wahl und katapultiert die Marke Minolta aus ihrem Nischendasein ins Rampenlicht der Kamerawelt.
Fotos der Minolta XD-7
Steckbrief
Bauart:
Spiegelreflex Kamera für 35 mm Filme
Baujahr:
1977 – 1984
Objektiv:
MD Rokkor
ASA/ISO:
12 – 3200
Verschluss:
Lamellen-Schlitzverschluss, 1 – 1/1000 Sek., mechanische Notfallsteuerung O = 1/100 und Bulb
Belichtungsmesser:
Mittenbetonte Integralmessung, TTL, Belichtungskorrektur ± 2 Blendennstufen in Intervallen von 1/3-Stufen
Fokussierung:
Manuel, Mikroprismenring mit Schnittbildindikator
Sucher:
Bildfeld 94%, Zeit- bzw. Blendenskala mit Leuchtiode, Blende wird immer eingespiegelt, gewählte Zeit im manuellen Modus ebenfalls
Modi:
Manuell, Zeitautomatik, Blendenautomatik
Maße Gehäuse:
135 x 89 x 55 mm, 570 g
Batterie:
2 x SR 44
Extras:
Abblendtaste, Okularverschluss, Selbstauslöser, Doppelbelichtungsfunktion
Design, Ausstattung und Funktionen
Doch nicht nur durch diese Wahlmöglichkeit begeistert die XD-7 bis heute. Sie ist außerdem hoch funktional, wertig verarbeitet und im Design einzigartig. Ihre auffälligsten Gestaltungsmerkmale sind ihr abgerundetes Gehäuse und der sehr schmale Prismenkasten. Beide Details lassen sie elegant und modern wirken.
Der Betriebsarten-Schalter befindet sich unter dem Zeitwahlrad
Neben dem Zeitwahlrad, welches sich links vom Filmtransporthebel befindet, sitzt der Betriebsarten-Schalter. Mit ihm stellt man ein in welchem Modus man mit der XD-7 fotografieren möchte. M = komplett manuell (Blende und Zeit müssen selber eingestellt werden); A = Zeitautomatik (man wählt die Blende und die Kamera findet die passende Belichtungszeit automatisch); S = Blendenautomatik (man wählt die Belichtungszeit und die Kamera stellt die passende Blende automatisch ein). ✋ Achtung! Für diesen Modus muss der Blendenring am Objektiv zusätzlich auf die größte Blendenzahl (in grün geschrieben) gedreht werden. Auf der linken oberen Gehäuseseite befindet sich, unterhalb des Rückspulknopfes, das Einstellrad für die Filmempfindlichkeit und ein Hebel mit dem man eine Belichtungskorrektur von ± 2 vornehmen kann.
Der Auslöser ist angenehm groß und erlaubt ein sehr vibrationsarmes Auslösen. Der Verschluss ist einer der leisesten, die ich kenne. Die Abblendtaste vorne links am Objektivanschluss ermöglicht eine Beurteilung der Schärfentiefe. Der Okularverschluss verhindert einen möglichen Lichteinfall, wenn man das Okular beim Auslösen nicht mit dem Auge verdeckt, weil man beispielsweise mit einem Stativ, einem Fernauslöser oder mit dem Selbstauslöser arbeitet.
Sollte die Batterie während eines Shootings die Grätsche machen, ist nicht alles verloren: Man stellt das Zeitwahlrad einfach auf »O«. in dieser Stellung wird der Verschluss mechanisch mit einer Zeit von 1/100 geöffnet. Die passende Blende muss man dann allerdings schätzen bzw. mit einem externen Belichtungsmesser bestimmen.
Für Mehrfachbelichtungen einfach den Knopf auf der Unterseite drücken.
Das kleine Fenster unterhalb des Filmtranporthebels gibt mittels einer wandernden Neonmakierung Auskunft darüber, ob der Film auch richtig transportiert wird. Und falls du den Film absichtlich nicht transportieren willst, weil du mit Mehrfachbelichtungen experimentierst, dann drücke nach der ersten Belichtung einmal den Rückspulentsperrknopf auf der Kameraunterseite und betätige dann erst den Filmtranporthebel. So wird zwar der Verschluss gespannt, der Film aber nicht weiter transportiert. Diesen Vorgang kannst du natürlich beliebig oft wiederholen.
🚩Fun Fact: Die unter den Teppich gekehrte Vollautomatik
Im Grunde besitzt die XD-7 auch einen vollautomatischen Modus, in dem die Kamera sowohl die Blende als auch die Belichtungszeit automatisch einstellt. Allerdings wird diese Möglichkeit in der Bedienungsanleitung nur als kleine Randbemerkung in zwei Sätzen abgehandelt. Minolta hatte Angst, dass eine Vollautomatik dem Image der Kamera schaden könnte.
Doch dann brachte Canon 1978, nur ein Jahr nach dem Erscheinen der XD-7, die Canon A-1 heraus. Die erste Kamera der Welt mit offizieller Vollautomatik (Programmautomatik). Und die Canon A-1 war ein großer Erfolg.
Das hatte zu Folge, dass Minolta sich traute, doch noch deutlicher auf die Vollautomatik der XD-Kameras hinzuweisen. Es wurde ein Einlegablatt für die Bedienungsanleitung produziert. Unter der Überschrift: Perfekte Belichtung im einfachen »Dreimal-Grün« Verfahren, wird erklärt, dass, wenn man den Blendenring auf den grün eingefärbten größten Blendenwert, das Modus-Wahlrad auf das grüne S (Blendenautomatik) und die Belichtungszeit auf die ebenfalls grüne 1/125 stellt, man nur noch fokussieren müsse und den Rest die Kamera vollautomatisch selber macht.
🐸 🐸 🐸 Wobei hier noch angemerkt sei, dass bei älteren XD Modellen die 1/125 noch nicht grün eingefärbt ist, sondern weiß.
Die Handhabung oder alles vor Augen
Dank des Echtleder Bezugs und dank des soliden Metallgehäuses liegt die Minolta XD-7 sehr angenehm und stabil in der Hand. Die Kamera hat keinen Ein- / Ausschalter und ist sofort einsatzbereit. Der Belichtungsmesser wird durch einen leichten Druck auf den Auslöser aktiviert.
Alles im Blick: Unten die eingestellte Blende (8) und Zeit (1/60), rechts markirt der rote LED Spot, welche Belichtungszeit einzustellen ist, um das Foto korrekt zu belichten.
Ein Blick durch den Sucher lässt das Herz höher schlagen – er ist groß, hell und beinhaltet alle wichtigen Einstellungsparameter. Unten werden die aktuell eingestellten Werte für Blende und Zeit eingespiegelt. Am rechten Rand ist, je nach Kameraeinstellung, eine LED-Skala auf der die von der Kamera verwendete Zeit (bei Zeitautomatik) bzw. Blende (bei Blendenautomatik) sichtbar wird. Auch im manuellen Modus bleibt der Belichtungsmesser aktiv und die LED-Skala zeigt die zur Blende passende Zeit an, die dann natürlich noch über das Zeitwahlrad manuell eingestellt werden muss.
Und damit sind wir schon beim nächsten Pluspunkt der Minolta XD-7 – ihrer wunderbaren Ergonomie. Denn das Zeitwahlrad ist so groß und gut positioniert, dass man die Kamera nicht vom Auge nehmen muss, um die gewünschte Zeit einzustellen – die Aufmerksamkeit bleibt da, wo sie sein sollte: beim Motiv.
Videos zur XD-7
Problemzonen oder worauf du achten solltest
Neben den Dingen, die du üblicherweise beim Kauf einer Gebrauchtkamera beachten solltest (Lies dazu auch: 7 Problemzonen bei analogen Kameras, die du kennen solltest), rate ich, darauf zu achten, dass du die XD-7 nur mit einem Rokkor MD Objektiv benutzt und nicht mit einem MC. Die MD Serie wurde mit der XD zusammen eingeführt und nur mit ihr ist die Blendenautomatik störungsfrei nutzbar. Falls du allerdings lieber komplett manuell oder mit Zeitautomatik fotografierst dann funktioniert die MC Serie genauso gut.
Fazit
Willst du einen modernen Klassiker erwerben, der mit einer großen Anzahl an hochwertigen und noch erschwinglichen Objektiven punktet und dessen Bedienkonzept eines der ausgereiftesten ist, dann ist die Minolta XD-7 die Kamera für dich.
Preistendenz je nach Zustand und mit Standardobjektiv (50mm f 1,7) zwischen € 140,- und € 300,-.